Die Diskussion um die "Bibel in gerechter Sprache" (BigS; der Titel ist IMHO vollkommen irreführend, weil er bisherige Übersetzungsbemühungen als ungerecht brandmarkt) wird ja offenbar hauptsächlich von Leuten geführt, die das Buch selbst noch garnicht in den Händen gehalten haben. Es ist sagenhaft, wie angesichts der Möglichkeit, dass man Gott auch mit weiblichen Anreden benennen kann, die Emotionen hochkochen. Ich finde die Lektüre überaus ansprechend. Die umfangreiche Einleitung ist angetan, Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen: Hier werden sehr dezidiert die Ziele und Intentionen dieser Übersetzung erläutert. Und im eigentlichen Text ist sicherlich manches hölzern, vieles ungewohnt und einiges anstößig im positiven Sinne. Ich empfinde etliche (auch unglücklich formulierte) Textpassagen als Anregung zur Diskussion. Das Projekt "Bibel in gerechter Sprache" als work-in-progress ...
Ob man jetzt gleich die Blasphemie-Keule schwingen muss, wie der ehemalige Lübecker Bischof Ulrich Wilckens, bleibt dahin gestellt. Es gibt lesenswerte kritische Stimmen, wie z.B. Ingolf U. Dalferth in der NZZ, der sich zu recht daran stört, dass Abweichungen vom Originaltext nicht direkt erkennbar sind. Das heißt aber doch nur, dass man diese Übersetzung nicht als alleinige Bibelübersetzung lesen sollte (aber das war auch schon vor BigS so, dass es bereichernd war, neben dem vertrauten Luther-Text auch noch eine andere Variante zu lesen, um so über die eine oder andere Unausgewogenheit hinwegzukommen). Die Grenze zwischen Übersetzung und Übertragung war auch schon vor BigS fließend.
Ein Projekt, auf das ich im Zusammenhang mit der BigS-Diskussion gestoßen bin, erhebt von vornherein nicht den Anspruch, eine Übersetzung zu sein: Die Volxbibel will ganz ernsthaft, Jugendliche an die Bibellektüre und den Glauben heranführen. Im Wiki kann am Text gefeilt werden und es macht Spaß, das Neue Testament mal auf diese Weise zu lesen.
Sonntag, März 11, 2007
Bibel frisch verpackt
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