Sonntag, März 25, 2007

Coffee to go

In den Filialen eines großen amerikanischen Kaffeebrauers wird man bei der Bestellung an der Kasse immer nach seinem Vornamen gefragt, der mittels Edding zusammen mit Kürzeln über den Inhalt des zu füllenden Bechers auf eben jenen geschrieben wird und dann nach Fertigstellung in den Raum gerufen wird, damit der wartende Kunde zum gewünschten (und
gezahlten) Getränk kommt.

Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie schwer sich manche deutsche Zeitgenossen meist älteren Semesters mit der Bitte nach der Nennung des Vornamens tun. So wurde ich heute Zeuge, wie ein „Hermann“ (was natürlich genauso gut ein Nachname sein könnte), die freundliche junge Frau hinter dem Tresen in eine lebhafte Diskussion darüber verwickelte, wofür sie denn jetzt seinen Vornamen wissen wolle.


Donnerstag, März 22, 2007

Kundenorientierung

Schön, wenn man im Pfeifenladen seines Vertrauens, auch wenn man mangels Gelegenheit nur alle paar Jahre persönlich dort auftaucht, zunächst mit viel Engagement und Sachverstand beraten und schließlich vom Chef an der Kasse wie ein alter Bekannter begrüßt wird.

Und, hach, natürlich wollte wieder ein wunderbar gemasertes Pfeifchen mitgenommen werden ...



Mittwoch, März 21, 2007

Sibirischer Kuhschnupfen

Das schöne an einer mehrköpfigen Familie ist, dass Infekte rumgereicht werden und so richtig reifen können. Jetzt hat es mich erwischt. Als braver Arbeitnehmer habe ich natürlich gemeint, das am Wochenende abhandeln zu können, aber diesmal ging es nicht. Die beste Mutter meiner Kinder lästert dann gerne über "kranke Männer" im allgemeinen und speziellen. Ich sei nicht krank, sondern nur erkältet. Die rotzelnde Nase und der hustende Hals stören mich da ja garnicht so sehr, und sie schränken auch die berufliche Leistungsfähigkeit kaum ein, blöd sind nur die weichen Knie und das dumpf-matte Hirn ...

Sonntag, März 11, 2007

Bibel frisch verpackt

Die Diskussion um die "Bibel in gerechter Sprache" (BigS; der Titel ist IMHO vollkommen irreführend, weil er bisherige Übersetzungsbemühungen als ungerecht brandmarkt) wird ja offenbar hauptsächlich von Leuten geführt, die das Buch selbst noch garnicht in den Händen gehalten haben. Es ist sagenhaft, wie angesichts der Möglichkeit, dass man Gott auch mit weiblichen Anreden benennen kann, die Emotionen hochkochen. Ich finde die Lektüre überaus ansprechend. Die umfangreiche Einleitung ist angetan, Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen: Hier werden sehr dezidiert die Ziele und Intentionen dieser Übersetzung erläutert. Und im eigentlichen Text ist sicherlich manches hölzern, vieles ungewohnt und einiges anstößig im positiven Sinne. Ich empfinde etliche (auch unglücklich formulierte) Textpassagen als Anregung zur Diskussion. Das Projekt "Bibel in gerechter Sprache" als work-in-progress ...

Ob man jetzt gleich die Blasphemie-Keule schwingen muss, wie der ehemalige Lübecker Bischof Ulrich Wilckens, bleibt dahin gestellt. Es gibt lesenswerte kritische Stimmen, wie z.B. Ingolf U. Dalferth in der NZZ, der sich zu recht daran stört, dass Abweichungen vom Originaltext nicht direkt erkennbar sind. Das heißt aber doch nur, dass man diese Übersetzung nicht als alleinige Bibelübersetzung lesen sollte (aber das war auch schon vor BigS so, dass es bereichernd war, neben dem vertrauten Luther-Text auch noch eine andere Variante zu lesen, um so über die eine oder andere Unausgewogenheit hinwegzukommen). Die Grenze zwischen Übersetzung und Übertragung war auch schon vor BigS fließend.

Ein Projekt, auf das ich im Zusammenhang mit der BigS-Diskussion gestoßen bin, erhebt von vornherein nicht den Anspruch, eine Übersetzung zu sein: Die Volxbibel will ganz ernsthaft, Jugendliche an die Bibellektüre und den Glauben heranführen. Im Wiki kann am Text gefeilt werden und es macht Spaß, das Neue Testament mal auf diese Weise zu lesen.

Euphemismus der Woche: Entmietung

Google-Ads sind immer wieder ein Quell der Inspiration. Was für ein zynischer Euphemismus ist "Entmietung" - das löst bei mir Assoziationen wie "Entlausung" und "Kammerjäger" aus. Ungeziefer loswerden ...

Donnerstag, März 08, 2007

Kein Suchtproblem

Warum soll es den Celebrities anders gehen als dem durchschnittlichen Patienten auf unseren Suchtstationen:
Die zuletzt ziemlich abgesackte Britney Spears lässt verlautbaren, dass sie kein Suchtproblem habe, sondern an einer postpartalen Depression leide (und sich deshalb mit Fug und Recht slebst behandeln darf ...).

Sonntag, März 04, 2007

Business

Die Steckdosen zwischen den ICE-Sitzen sind eine wunderbare Erfindung: Den Laptop-Akku auf Kosten der deutschen Bahn aufladen, die Gedanken für Blogtexte frei flottieren lassen und nebenbei sich ungemein professionell fühlen, selbst wenn man nur Sudoku (heißer Tipp: Simple Sudoku) oder Solitär spielt.

Samstag, März 03, 2007

Platzkarte

Der durchschnittliche Bahnbenutzer ist mit der Aufmerksamkeit auf vier Zahlen bzw. Zahlenkombinationen sichtlich überfordert. Da gilt es [1.] den Bahnsteig, [2.] die Abfahrtszeit, [3.] die Wagennummer und schließlich [4.] die Nummer des reservierten Platzes zu memorieren. Auch ich ertappe mich bei einem gewissen Anankasmus und blicke immer wieder auf den Ausdruck mit der Reservierung, als ob sich die Ziffern darauf ändern könnten. Zwei Drittel der Gesprächskontakte im an einem großen Zusteigebahnhof haltenden ICE drehen sich um das „Sie-sitzen-auf-meinem-Platz, oder?!“-Thema. Dass die Reservierungen auf den ICE-Displays verschwinden, wenn der jeweilige Startbahnhof passiert ist, steigert die Verwirrung eher als dass es sie beseitigt. (Und Veronica Ferres blickt herausfordernd gelangweilt vom Titelblatt des Bahn-Kundenmagazins - „Ihr persönliches Exemplar zum Mitnehmen!“)